NZZ am Sonntag vom 2.12.18: „Milliarden für Hüftpatienten“

Johnson & Johnson (J &J) befindet sich in einer ungemütlichen Lage. Der Konzern. welcher vor einigen Jahren den Schweizer Konkurren­ten Synthes übernommen hat, wird gerade von einer Klagewelle überrollt. Schadhafte Prothesen enlwid<eln sich zu einem Haf­tungsfall, der als bisher teuerster in die Geschichte der Medizinal­technik-Branche eingehen wird. Da geht es um Menschen wie Trudi Mäder›. Vor neun Jahren liess sich die 75-Jährige in einem Regionalspital in der Nordwest­schweiz ein künstliches Hüft­gelenk einsetzen. Ein Rou tineein­griff: 18’000 solche Operationen führen rund 110 Spitäler in der Schweiz jedes Jahr durch, die Pro­these sollte 15 bis 20 Jahre halten.

Nicht so bei der alten Dame. Sie hat nach der Operation starke Schmerzen – kann nicht mehr im Garten arbeiten, nicht turnen oder wandern. Trudi Mäder muss erneut ins Spital und die Prothese vorzeitig auswechseln lassen.

Entzündete Narben


Frau Mäder ist kein Einzelfall. Diese Woche hat ein inter­nationales Journalistennetzwerk die «Im plant FileSl> veröffentlicht: Enthüllungen über schwerwie­gende Probleme durch mangel­hafte Prothesen, denen verschie­dene Skandale vorausgegangen sind. Allein in den USA haben be­reits 11500 Hüftpatienten den US­Konzern verklagt. Sie kämpfen mit Komplikationen. nachdem sie eine Vollmetall-Hüftprothese des Typs ASR einoperiert bekammen haben. In ihrem Blut finden Ärzte Metallrückstände, verur­sacht durch Abrieb des Implantats. Sie haben Schmerzen oder ihre Narbe hat sich entzündet. Für viele gibt es keine Hilfe, sie müssen die Prothese ersetzen lassen. Gerade für alte Menschen bedeutet eine Folgeoperation eine Belastung.

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