Eternit & Co. knausern, Asbestopfer drohen leer auszugehen
4. November 2020
Dem Entschädigungsfonds für Asbestopfer (EFA) fehlt das Geld. Gemäss Recherchen des Schweizer Fernsehens und einer Berichterstattung in der Sendung Eco vom 19. Oktober 2020 halten sich die Industrie und andere Arbeitgeber nicht an ihre Beteuerungen am runden Tisch.
Nach einem von schadenanwalt David Husmann im März 2014 erstrittenen Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte hat Bundesrat Alain Berset die Industrie, die Eisenbahnen, die Bundesbehörden, die Sozialpartner, die Asbestopferverbände und schadenanwaelte eingeladen, eine Lösung zu finden für Asbestopfer, welche durch die Netze der Sozialversicherungen fallen. Zur Hauptsache ging es dabei um die Entschädigung jener Asbestopfer, welche nicht im Beruf, sondern zu Hause oder in der Freizeit Asbeststaub einatmeten und krank wurden, aber keine Leistungen von der Suva wegen Erleidens einer Berufskrankheit erhielten.
Der runde Tisch hat sich auf die Äufnung eines Entschädigungsfonds geeinigt, der den Opfern rasch und unbürokratisch Gelder zahlen soll, um sie etwa gleich zu stellen, wie wenn sie eine Berufskrankheit erleiden würden. Man hat bereits damals mit einem Bedarf von ca. 100 Millionen Franken gerechnet. ¾ der nötigen Gelder fehlen noch immer.
Während die SBB und der Versicherungsverband je 10 Mio. beisteuerten, kamen aus der gesamten Wirtschaft kaum 4 Mio. Franken zusammen. Die Eternit, welche die Verarbeitung und den Vertrieb von asbesthaltigem Material zu einem grossen Teil zu verantworten hat, steuerte gerade einmal 2 Mio. Franken bei. Aber auch von Seiten der Maschinen- oder der Bauindustrie oder der Elektrizitätswerke, welche massgeblich asbesthaltige Materialien eingesetzt haben, floss so gut wie nichts in die Kasse des EFA. Dasselbe gilt auch für die Familie Schmidheiny, die doch stark vom Asbestgeschäft profitierte.
Den wohlwollenden Beteuerungen der Industrie und der Arbeitgeberverbände am runden Tisch, die Asbestopfer nun endlich rasch und fair zu entschädigen, lässt die Wirtschaft nun aber keine Taten folgen. Leidtragende dieser leeren Versprechungen drohen erneut die Asbestopfer zu sein. Die Zahl der Menschen, die an durch Asbest verursachtem Krebs sterben, nimmt auch 30 Jahre nach dem Asbestverbot noch zu. Die Suva prognostiziert einen Anstieg auf 170 Todesfälle pro Jahr. Dies entspricht in etwa der Anzahl Nichtrentner, welche im Zusammenhang mit dem Corona- Virus im Jahre 2020 versterben.