20 minuten vom 4.3.2021; Schlittler picknickten im Zug – jetzt verbietet ihnen RhB das Essen

In der Rhätischen Bahn gilt auf gewissen Strecken ein Ess- und Trinkverbot. Das ärgert einige Kundinnen und Kunden.

Auf der Strecke Bergün – Preda darf in der Rhätischen Bahn nicht mehr gegessen oder getrunken werden. Diese Regel gilt seit Mitte Februar. Grund seien die vielen Fahrgäste, die den Zug wegen der geschlossenen Restaurants als Picknickplatz nutzten, erklärt Yvonne Dünser, Mediensprecherin der Rhätischen Bahn gegenüber 20 Minuten. Der Nebeneffekt: Wer im Zug isst, zieht die Schutzmaske herunter und ist dementsprechend weniger vor einer Ansteckung geschützt, kann aber andere Personen eher anstecken.

«Das Konsumationsverbot wurde Mitte Februar, und zwar ausschliesslich für die Schlittelzüge zwischen Bergün und Preda, in Kraft gesetzt und in den Zügen entsprechend plakatiert», sagt Dünser. Diese «Einzelmassnahme» werde am 14. März 2021 aufgehoben, da die Züge dann nicht mehr auf dieser Strecke verkehrten.

Kunden lassen ihrem Ärger freien lauf

Die Rhätische Bahn hat auf das Verbot verschiedene Rückmeldungen erhalten. «Die einen finden es gut, andere weniger. Die Massnahme erfolgte auch aufgrund von Kundenrückmeldungen auf diesen Zügen», erklärt Dünser. 

Kontrolliert wird die Massnahme allerdings nicht, denn diese Züge verkehren in der Regel unbegleitet. «Die Vorgaben werden akzeptiert, wobei auch die soziale Kontrolle hilft. Bei Missachtung macht unser Personal darauf aufmerksam», so Mediensprecherin Dünser.

Verbot sei verhältnismässig

Auf Social Media sorgt das Verbot allerdings für Kopfschütteln. «GAs kündigen wo es nur geht!», kommentiert ein User auf Facebook dazu. «Es gibt keine Rechtsgrundlagen für ein Ess- und Trinkverbot. Auch kein Notrecht», kommentiert ein anderer.

Für Anwalt Martin Hablützel, Spezialist für Haftpflichtrecht, ist ein solches Essverbot jedoch verhältnismässig. «Man muss sehen, dass die Rhätische Bahn eine Transportpflicht hat. Sie muss dabei für die Sicherheit ihrer Passagiere sorgen, was mit dem Konsumationsverbot wohl versucht wird.» Auf Essen könne verzichtet werden, beim Trinken sei das allerdings schon kritischer. «Ein Schluck Wasser sollte schon erlaubt sein.» Vorausgesetzt, die Fahrt dauere nicht eine Ewigkeit. «Wenn man jetzt drei Stunden oder mehr fahren würde, dann wäre ein Essverbot fragwürdig, und es müssten zumindest Alternativen wie zum Beispiel ein Bistrowagen angeboten werden.»

Presse Artikel lesen